LIMBURG, 17.09.2022
Die Ein-Mann-Lichterkette in der Krise
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Mehr als 300 Besucherinnen und Besucher haben am Freitagabend, 16. September, den „Neustart“ im Limburger Bischofsgarten erlebt: Sie verfolgten den Auftritt des Kabarettisten Florian Schroeder, der dort am zweiten Tag des Kreuzfestes des Bistums Limburg sein gleichnamiges Programm präsentierte.
„Ich finde es super, dass ich hier heute Abend auftreten darf. Ich als bekennender Atheist bin trotzdem eingeladen worden“, freute sich Schroeder und stellte gleich zu Beginn klar: „Alles, was ich heute Abend hier sage, ist genauso gemeint, wie ich es sage – also alles, wie in der Bibel.“
Schroeder drückte an diesem Abend als „Ein-Mann-Lichterkette in der Krise“ den Reset-Knopf für einen Neustart. Gemeinsam mit den Zuschauerinnen und Zuschauern machte er sich auf die Suche nach einem neuen Messias. „Wir suchen einen, der uns von allem erlöst, was uns in den vergangenen Jahren umgeben hat“, so Schroeder. Doch wer soll das sein, in einer Zeit, „in der nur Friedrich Merz und Markus Söder zur Verfügung stehen?“, fragte der Kabarettist.
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Der ideale Grünen-Wähler
In den folgenden zwei Stunden führte Schroeder sein Publikum durch aktuelle politische und gesellschaftliche Themen; von der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und der Energie-Krise bis zum CDU-Parteitag. „Es war der Parteitag, bei dem Adenauer gesagt hätte: Alles schön und gut, nur nicht so rückwärtsgewandt", erklärte der Kabarettist. Gekonnt parodierte er Politiker und Prominente, wie Christian Lindner, Robert Habeck, Markus Söder, Karl Lauterbach und Markus Lanz. Sich selbst bezeichnete Schroeder als idealen Grünen-Wähler: „Ich bin weiß, reich, privilegiert und ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen deshalb. Hätte ich kein schlechtes Gewissen, wäre ich FDP-Wähler; mit schlechtem Gewissen Grünen-Wähler.“ Auch auf Social-Media-Plattformen ging Schroeder ein. Den Usern gehe es nur um mehr Reichweite, sagte der Kabarettist, etwa beim Teilen von Inhalten auf Facebook. „Ihr wisst doch gar nicht, was teilen heißt. Teilen heißt weniger haben, nicht mehr. Der Letzte, der geteilt hat, war – Achtung Bischofsgarten – St. Martin. Der hat seinen Mantel geteilt. Und hatte er danach vier Mäntel? Nein, er hatte einen halben!“
„Die Welt verrücken, um nicht an ihr verrückt zu werden“
Wir lebten in einer Zeit, in der Altes zu Ende gehe, damit Neues beginnen könne, erklärte Schroeder. „Aber wann kommt das Neue? Wann kommt der Messias, der das Neue bringen wird?“ Die schlechte Nachricht sei, „der Messias kommt nicht mehr“. Aber die gute Nachricht laute „dann muss er schon da gewesen sein“, so der Kabarettist. Deshalb sei es nötig zu handeln, statt zu warten. Aus Fundamentalismus könne wieder Zweifel werden, aus Antworten wieder Fragen und aus einer Überzeugung „So ist es!“ ein vorsichtiges „Es könnte auch alles ganz anders sein“. „Wir könnten verstehen, dass sich die Welt nie mit Gewalt verändern lässt, sondern, dass sie sich immer nur minimal verrücken lässt. Die Welt verrücken, um nicht an ihr verrückt zu werden“, sagte Schroeder.
Spende an Missbrauchsopfer
Mit seinem Auftritt setzt Florian Schroeder ein Zeichen gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche. Die Hälfte seiner Gage spendet der Kabarettist an das Projekt „Umsteuern! Robin Sisterhood e.V.“ zur Unterstützung Betroffener. Das Bistum Limburg verdoppelt diesen Betrag.
Hintergrund Kreuzfest im Bistum Limburg:
Das Bistum Limburg feiert bereits seit 1959 das Kreuzfest und lädt Menschen aus dem ganzen Bistum zum Mitfeiern ein. Der damalige Bischof, Wilhelm Kempf, wollte mit dem Fest das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Diözese stärken. Im Zentrum der Feierlichkeiten steht bis heute die Verehrung der kostbaren Kreuzreliquie. Seit 2015 wird das Kreuzfest in der Bischofsstadt Limburg gefeiert. Weitere Informationen zum Kreuzfest vom 15. bis 18. September gibt es unter kreuzfest.bistumlimburg.de.