LIMBURG, 15.09.2023
Kirche für dich!
Für dich! Unter diesem Leitwort feiert das Bistum Limburg in diesem Jahr sein Kreuzfest. Das große Bistumsfest ist am Donnerstag, 14. September, fulminant gestartet. Im Bischofsgarten gab es Konzerte von Frida Gold und Stereoact. Die Priester und Diakone des Bistums trafen sich zu einer theologischen Auseinandersetzung zur priesterlichen Identität und zu einer Reflexion der Versprechen, die sie bei der Weihe vor dem Bischof ablegen. Im Schlosshof auf dem Domberg fand der Bistumsempfang statt, an dem Bischof Bätzing und Generalvikar Pax zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verbänden und Gremien begrüßen konnten. Am ersten Tag des Kreuzfestes stellte sich das Bistum aber auch dem Thema des sexuellen Missbrauchs und blickte auf die Umsetzung von zahlreichen Maßnahmen, die die systemischen Faktoren, die Missbrauch bedingen, ausmerzen sollen.
Beim feierlichen Eröffnungsgottesdienst ging Bischof Dr. Georg Bätzing auf das Motto des Kreuzfestes 2023 ein und deutete es: „Der am Kreuz sagt: Ich tue es für dich, ich gebe mein Leben für dich. Ich gebe mich hin, damit du lebst, damit dein Leben sich entfalten kann“, erklärte Bätzing. „Damit es gut geht, damit es glückt, damit es ein Leben mit anderen ist, aus einer großen Tiefe heraus der Verwurzelung und mit einem unendlich hohen Ziel: Für dich.“ Da brauche es eine Antwort. Es sei ein „Für dich“ für Christus, aber auch ein „Für dich“ für die Menschen.
„Das ist ja die Weise, wie wir im Bistum Limburg versuchen wollen, Kirche der Zukunft zu sein. Nicht für uns, nicht um uns kreisen und drehen, mit immer denselben Problemen, nicht fragen, was wird aus uns, was wird aus mir, wenn es immer so weiter bergab geht in der Kirche. Sondern fragen, wie können wir Kirche für andere sein? Was wollen wir mit ihnen verwirklichen? Wie sind wir an der Seite von Menschen, sodass sie wirklich spüren, unser Gott meint es gut mit ihnen? Das ist ein langer, langer Lernweg. Und ein Fest ist eine gute Weise, sich zu vergewissern, ob uns das gelingt. Ob wir es wirklich ernst meinen“, sagte Bätzing. Er machte auf die verschiedenen Programmpunkte der kommenden Tage aufmerksam. Auf den Familientag am Sonntag, 17. September, auf den Tag der Ehejubilare am Samstag, 16. September, auf die Aussendung der neuen Religionslehrerinnen und Religionslehrer am Freitag, 15. September, und nicht zuletzt nahm er Bezug auf die Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ in der Michaelskapelle am Limburger Domberg. In der Fotoausstellung kommen Menschen auf eindrückliche Weise zu Wort, die in ihrer Kindheit sexualisierte Gewalt innerhalb der Kirche erlebt haben.
Wir meinen es ernst
„Wir haben eine gewisse Phase in der Bearbeitung der systemischen Ursachen abgeschlossen, aber diese Phase wird uns zur Aufgabe und ruft uns in die Verantwortung, Kultur in unserer Kirche so zu verändern, dass Menschen dort sicher leben können“, so der Bischof. Das „Für dich“ könne auch sehr ambivalent sein. Für die Täter sei es oft ein Wort gewesen, mit dem sie Kindern die Exklusivität ihrer Zuwendung deutlich machen wollten und damit Missbrauch angebahnt haben. „‘Für dich‘ bedeutet immer auch: Wir machen ein Angebot, die Menschen bleiben freiwillig. Niemand darf überwältigt, gezwungen, gedrängt, ja, geschweige denn bedroht und dabei verletzt werden, um im Raum der Kirche zu bleiben“, sagte Bätzing. „Wir wollen alles dafür tun, dass Menschen spüren, die hierher kommen zum Kreuzfest: Ja, die meinen es ernst. Die meinen mich. Für mich ist das alles da. Dann sind wir Kirche in der Nachfolge Christi, der am Kreuz für uns gestorben ist.“
Bistumsempfang blickt auf notwendige Veränderungsprozesse
Das Bistum nutzte den ersten Tag des Kreuzfestes dazu mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verbänden und Gremien ins Gespräch zu kommen und auf die konkrete Herausforderung zu blicken, dass sich Pfarreien von Kirchen und anderen Immobilien verabschieden müssen. Im Bistum Limburg heißt dieses Projekt KIS (Kirchliche Immobilien Strategie). Die 47 Pfarreien in der Diözese unterhalten insgesamt 1.500 Immobilien. „Dieser Immobilienbestand stammt aus einer Zeit, in der im Bistum mehr als 900.000 Katholikinnen und Katholiken lebten“, erklärte Stefan Muth, Diözesanbaumeister und ernannter Leiter des Bereiches Ressourcen und Infrastruktur im Bischöflichen Ordinariat. Dieser „Schuh“ sei heute einfach zu groß. Der Sanierungsstau vielerorts enorm. „Die große Aufgabe ist es nun, dass jede Pfarrei für sich eine Strategie entwickelt, die sich an den Inhalten ausrichtet, pastorale Ziele im Blick hat und für eine finanziell tragfähige Zukunft der Pfarrei Sorge trägt“, erklärte Hildegard Wustmans, Leiterin des Bereichs Pastoral und Bildung im Bischöflichen Ordinariat
Ein Abend voller Musik, guter Laune und Schlagerparty – dafür sorgten die Popband Frida Gold und das DJ-Duo Stereoact mit Sängerin Lena-Maria Engel. „Macht euch frei und singt, das ist heilsam“, so Alina Süggeler, die Frontfrau von Frida Gold. Die Band spielte zu Beginn des Abends bekannte Hits wie „Liebe ist meine Rebellion“ und „Wovon sollen wir träumen?“. Doch es war nicht nur die Musik, die Musik, die das Publikum begeisterte. Alina Süggeler verließ die Bühne und begab sich mitten ins Publikum, wo sie Gänsehautmomente schuf. „Es ist nochmal etwas ganz anderes, die Sängerin so nah zu erleben“, sagte eine begeisterte Besucherin.
Im Anschluss stand Stereoact, bestehend aus Rico Einenkel und Sebastian Seidel, auf der Open-Air Bühne im Limburger Bischofsgarten. Mit einem Mix aus aktuellen Schlagerhits und Chartstürmern wie „Die immer lacht“ und „Ring of Ice“ verwandelten sie den Bischofsgarten in eine große Schlagerparty. Das DJ-Duo nahm das Publikum mit auf eine musikalische Reise durch verschiedene Jahrzehnte. Als Überraschungsgast holten die beiden DJs Sängerin Lena-Marie Engel auf die Bühne und präsentierten unter anderem ihren Song „Hallöchen“.
Das Kreuzfest wird noch bis einschließlich Sonntag, 17. September 2023, gefeiert. Weitere Berichte und Informationen zum Programm gibt es im Internet unter kreuzfest.bistumlimburg.de.